NACHHALTIGKEIT
2010 gründeten die europäischen PVC und Stabilisatorhersteller gemeinsam mit Kunststoffverarbeitern die Initiative “Vinylplus®” bei der sie sich zu 10-Jahresprogrammen mit laufender Fortschrittsüberwachung verpflichteten.
Vinylplus®
VinylPlus ist die freiwillige Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Industrie zur nachhaltigen Entwicklung. Das seit 2010 angelegte Programm wird in einem offenen Prozess des Dialogs mit den Stakeholdern – Unternehmen, NGOs, Aufsichtsbehörden sowie Vertretern der Öffentlichkeit und PVC-Anwendern – entwickelt. Das Programm gilt für die 27 Länder der Europäischen Union sowie für Norwegen und die Schweiz. Für die Jahre 2020 bis 2030 wurde das Programm erweitert.
Auf der Grundlage der von „The Natural Step“ entwickelten Systembedingungen für eine nachhaltige Gesellschaft wurden fünf zentrale Herausforderungen ermittelt. Für eine detaillierte Beschreibung der Projekte und Aktivitäten werden jährliche Fortschrittsberichte veröffentlicht.
- Förderung der Kreislaufwirtschaft VinylPlus® arbeitet an einem noch effizienteren Einsatz und einer verbesserten Erfassung von PVC über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg.
- Chlororganische Emissionen VinylPlus® wird sicherstellen, dass sich langlebige organische Verbindungen nicht in der Umwelt anreichern und dass andere Emissionen reduziert werden.
- Nachhaltige Verwendung von Zusatzstoffen VinylPlus® wird den Einsatz von PVC-Additiven untersuchen und die Verwendung von nachhaltigen Additiv-Systemen forcieren
- Nachhaltiger Energie-Einsatz VinylPlus® wird helfen, die Klimaauswirkungen durch die Reduktion des Energie- und Rohstoff-Einsatzes zu minimieren, wobei der Umstieg auf erneuerbare Energien und Rohstoffe durch die Forcierung von Innovationen in diesem Bereich angestrebt wird.
- Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften VinylPlus® wird das Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften in der gesamten Wertschöpfungskette unter Einbeziehung von Stakeholdern in- und außerhalb der Branche weiter steigern, um die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zu beschleunigen.
Lebenszyklusanalyse (LCA)
In diesem Verfahren werden sämtliche Einflüsse eines Produktes auf die Umwelt während seiner gesamten Lebensdauer – sprich von der Herstellung über die Nutzungsphase bis hin zum Recycling bzw. Entsorgung – erfasst. 2004 wurden im Auftrag der EU sämtliche bekannte LCA-Studien über Fenster aus unterschiedlichen Materialien verglichen. Man kam zum Ergebnis, dass es keinen Grund gibt, Kunststofffenster schlechter zu stellen als andere Fenster.
Der ausschließliche Blick auf ökologische Auswirkungen ist ebenso wenig sinnvoll wie der ausschließliche Blick auf die Kosten. Vielmehr sollte die Frage lauten: Wie bekomme ich den größten Umweltnutzen pro investiertem Euro? Dieser Nutzen bemisst sich überwiegend über die Leistung des Fensters während seines jahrzehntelangen Einsatzes (z.B. Energieeinsparung), und nur zum geringen Teil über die Aufwändungen, die zu seiner Produktion erforderlich sind.
Eine seriöse Bewertung umfasst also alle Lebenszyklen des gesamten Gebäudes und seiner spezifischen Nutzung. Trotzdem ist es interessant, welche Umweltauswirkungen von Baustoffen und einzelnen Bauelementen ausgehen können, und was die österreichischen „Öko-Bewertungs-Systeme“ wie baubook, klima:aktiv etc. davon tatsächlich betrachten.
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Umweltauswirkungen
Globales Erwärmungspotenzial (GWP)
Abbaupotenzial der Ozonschicht (ODP)
Nährstoffverarmung von Boden und Wasser (Atrophierung, AP)
Nährstoffanreicherung (Eutrophierung, EP) -
Material- und Energieeinsatz
Material mit innewohnendem Energiepotenzial (Öl, Holz…)
Erneuerbare und nichterneuerbare (Prozess-)Energie
Einsatz von Süßwasser -
Output-Flüsse und Abfallkategorien,
gefährlicher und nichtgefährlicher Abfall (beginnend beim Bergbau),
Wiederverwertung,
Recycling,
Stoffe für die Energierückgewinnung,
an Verbraucher abgegebene elektrische oder thermische Energie
Die Auflistung dieser Wirkungen ergibt eine Lebenszyklusanalyse. Diese wiederum bilden die Hauptgrundlage für die Erstellung von Umwelt-Produktdeklarationen (kurz: EPDs – Environmental Product Declarations).
Systeme der ÖKO-Bewertung
Jeder Baustoff und jedes Bauelement für ein Gebäude muss produziert, transportiert und eingebaut werden. Danach folgen Nutzung und Instandhaltung. Nach vielen Jahren wird renoviert oder abgerissen, somit Baustoffe und Bauelemente ausgebaut, verwertet oder deponiert. Jeder einzelne dieser Schritte benötigt Material und Energie und hat Auswirkungen auf die Umwelt.
Kunststoffe, Metalle oder Beton, aber auch nachwachsende Rohstoffe wie Holz, durchlaufen ähnliche Zyklen. Alle diese Vorgänge brauchen Energie, wenn sie gewonnen, geerntet, verarbeitet, transportiert oder rückgebaut, verwertet oder recycliert werden.
OI3-Indikator
Der vom IBO, dem Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie GmbH, entwickelte OI3-Indikator wählt aus der Vielzahl der Umweltauswirkungen drei Größen aus:
- Treibhauspotential [kg-CO2-Äquivalente]
- Versauerungspotential [kg-SO2-Äquivalente]
- Verbrauch an nicht erneuerbaren energetischen Ressourcen [MJ].
Aus den normierten Werten dieser unterschiedlichen physikalischen Größen werden arithmetischen Mittelwerte berechnet. Diese Vorgehensweise kommt dem verständlichen Wunsch nach einer einfachen Bewertung nach, ist aber wissenschaftlich stark umstritten. Ein Ranking von Produkten ist zwar möglich, scheint aus mehreren Gründen allerdings wenig sinnvoll:
- Der OI3-Index bewertet nicht den gesamten Lebenszyklus „von der Wiege bis zur Bahre“, sondern die Bewertung endet am Fabrikstor „Cradle to Gate“.
- Die Wirkung „nichterneuerbare Energien“ und „Treibhauspotenzial“ sind teilweise überdeckend. Die Nutzungsphase wird weder im positiven (technische Leistung, Energieeinsparung) noch im negativen (Erhaltungsaufwand, Reparaturen) einbezogen.
Klimaaktiv
Klimaaktiv ist die Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Mit der Entwicklung und Bereitstellung von Qualitätsstandards, der Aus- und Weiterbildung von Profis, mit Beratung, Information und einem großen Partnernetzwerk ergänzt klimaaktiv die Klimaschutzförderungen und -vorschriften. Erfahren Sie mehr über die Ziele, Aktivitäten, Akteurinnen und Akteure.
Die Österreichische Energieagentur setzt klimaaktiv seit dem Start im Jahr 2004 operativ um und koordiniert die zielgruppenorientierten Aktionen in den Bereichen Bauen & Sanieren, Energiesparen, erneuerbare Energie und Mobilität.
Im Baubereich listen diverse Kriterienkataloge „Qualitätskriterien“ auf, einige davon sind Muss-Kriterien. Es gibt drei Bewertungs-Niveaus: Bronze, Silber und Gold. Letzteres wird ab einem Punktestand von 900 Punkten vergeben. Die vollständige Erfüllung aller Kriterien ergibt maximal 1000 Punkte.
Die Umweltproduktdeklaration (EPD)
Eine Lebenszyklusanalyse (LCA) beschreibt verschiedene Umweltauswirkungen eines Produkts (z.B. Fenster) in diversen Wirkungskategorien. Vergleichbar sind solche LCAs nur in Ausnahmefällen. Die Umwelt-Produktdeklaration (EPD) geht daher einen Schritt weiter:
Ein „Programmhalter“ – meist ein Institut mit Erfahrung im Erstellen von LCAs – definiert gemeinsam mit den interessierten Parteien – Hersteller, Bauwirtschaft, Behörden, etc. – eine relevante Auswahl an Wirkungskategorien, sowie die Datenquellen und die Regeln für deren Berechnung. Für jede Produktklasse können relevante Kategorien ausgewählt und Regeln, sogenannte Product Category Rules (PCR), erstellt werden.
Auf diese Weise entsteht ein strukturiertes Dokument, das einerseits die Vergleichbarkeit der LCA-Daten von ähnlichen Produkten am Markt erleichtert, und andererseits die Nachhaltigkeitsberechnung für ein ganzes Gebäude überhaupt erst praktikabel macht.
WICHTIG: Eine EPD ist grundsätzlich eine freiwillige Deklaration des Herstellers und somit kein Gütesiegel. Natürlich gibt es die Möglichkeit, eine solche EPD auch unabhängig zertifizieren zu lassen. Doch das ist aufwändig und nicht allzu sehr verbreitet. Viel häufiger findet man „Branchen-EPDs“, in denen repräsentative Durchschnittswerte für bestimmte Produkttypen dargestellt sind.
Solche Branchen-EPDs haben EPPA und QKE – Qualitätsverband Kunststofferzeugnisse e.V. beim deutschen Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) für zwei Fenstertypen beauftragt.